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27. 01. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Chinas Pr?sident Hu Jintao hatte ja bereits im Vorfeld seiner USA-Reise gesagt, dass es gegebenenfalls auch noch ein langer Weg bis dahin w?re, falls der Renminbi eine Leitw?hrung würde. Insofern m?chte ich jetzt einmal die Frage nach m?glichen gro?en Regionalw?hrungen für bestimmte Wirtschaftsr?ume stellen. Sollte Asien auch, wie die Eurozone, eine einheitliche W?hrung haben?
Das ist eine Frage, die die asiatischen Regierungen selber entscheiden müssen im Lichte ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Verflechtungen. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir einen Integrationsprozess in der Europ?ischen Union gehabt haben, der vierzig Jahre gedauert hat. Das hei?t, die europ?ischen Staaten haben durch einen Souver?nit?tsverzicht bestimmte Kompetenzen abgegeben an die Europ?ische Union. Dadurch wurde erm?glicht, dass ein gro?er Wirtschaftsraum mit Freizügigkeit bei Gütern, Menschen, Dienstleistungen überhaupt erm?glicht worden ist. Das war die Voraussetzung dafür, dass es zu einer Gemeinschaftsw?hrung gekommen ist. Wir diskutieren derzeit zu Recht in Europa, ob nicht ebenfalls die Wirtschafts- und Finanzpolitik angepasst und europ?isch werden muss. Ein Prozess, der in den n?chsten Jahren intensiver diskutiert werden wird.
Das alles zeigt, welche Voraussetzungen etwa innerhalb einer asiatischen Gruppierung geschaffen werden müssten. Und ich spreche gar keine einzelne Gruppierung an, weil diesen Grad der Integration bisher au?er ASEAN im Wirtschaftsbereich keine der asiatischen Organisationen erreicht hat. Das ist auch eine Frage des politischen Willens, und hier wird niemand aus Europa den asiatischen Partnern irgendwelche Vorschl?ge machen. Das muss sich aus dem politischen Willen der handelnden Regierungen in Asien ergeben. Ich schlie?e nicht aus, dass es mittel- und langfristig solche überlegungen geben k?nnte, aber ehrlich gesagt, sehe ich gegenw?rtig keine ernsthaften Ans?tze, damit es zu einer solchen Konsolidierung mit der damit verbundenen Integration in Asien kommen wird.
Also, Sie meinen, es w?re noch ein langer Weg bis dahin?
Das denke ich in jedem Fall. Wenn das überhaupt ein Ziel der asiatischen Staaten sein wird. Das scheint mir noch ganz offen zu sein.
Journalist Till W?hler und Botschafter Dr. Michael Schaefer (Foto von Zhang Yue)
Sie sagten am Anfang unseres Gespr?chs, dass in der "strategischen Partnerschaft" zwischen China und Deutschland drei Themen die Hauptrolle spielen. Energie, Umwelt und Klima. Sie selbst leben und arbeiten seit ein paar Jahren in China. Konnten Sie pers?nlich eine Verbesserung der Umweltbedingungen durch bessere Schutzma?nahmen spüren?
Ich glaube, jeder von uns, der in Beijing lebt, hat sehr augenscheinlich erlebt, wie sich die Luft in dieser mittlerweile 19 Millionen Einwohner z?hlenden Stadt ver?ndert hat, von der Zeit vor den Olympischen Spielen bis jetzt. Beijing hat immer noch nicht die Luftqualit?t von Berlin, was am ungeheuren Verkehrsaufkommen liegt, das t?glich um mehrere tausend Fahrzeuge zunimmt. Aber es ist deutlich geworden, dass die Stadt Beijing substanzielle Ma?nahmen unternommen hat, um sein schwerwiegendes Umweltproblem ein bisschen besser in den Griff zu kriegen.
Das, was in der Hauptstadt passiert, scheint mir repr?sentativ zu sein für ein Umdenken, das ich in der Zentralregierung und in vielen Teilen Chinas feststellen kann.
Ich glaube, es gibt ein neues Bewusstsein, dass es im eigenen wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Interesse liegt, eine neue Form von Umweltpolitik zu betreiben, eine grüne Wirtschaft aufzubauen, und mit substanziellen Ma?nahmen zur Verhinderung von Umweltsch?den beizutragen, wie wir sie in den letzten 20 Jahren überall in China gesehen haben: Die Vergiftung der Luft, des Wassers und des Bodens, mit schwerwiegenden Folgen, die ja auch volkswirtschaftliche Folgekosten nach sich ziehen. Die Kosten von Umweltsch?den sind wirtschaftspolitisch gr??er – das hat man erkannt – als der massive Einsatz von Investitionsmitteln für eine nachhaltige Wirtschaft.
Das hei?t, dass die chinesische Zentralregierung entschieden hat, nicht etwa nur einen Bereich umweltpolitisch zu aktivieren, etwa die Reduktion von Emissionen durch einen Abbau von Kohlekraftwerken, sondern durch eine breit angelegte Politik der Energieeinsparung, der Energieeffizienz, der schrittweisen Ver?nderung des Energiemixes, weg von fossilen hin zu regenerativen Energietr?gern, sprich die ganze Bandbreite wirtschaftlicher Aktivit?t neu zu definieren und auf eine umweltfreundlichere Grundlage zu stellen.
Ein Beispiel: Die beiden wichtigsten Emitt?re von CO2 sind Fahrzeuge und Geb?ude. Bei den Fahrzeugen ist ein ganz deutlicher Trend erkennbar hin zu neuen Antriebstechnologien wie Hybridmotoren bis hin zu elektrobetriebenen Autos, die – wenigstens in den urbanen Zentren – für weniger Luftverschmutzung sorgen. Das wird eine Revolution auf dem Automobilmarkt in den n?chsten Jahren und Jahrzehnten geben.
Ich bin überzeugt davon, dass die Zukunft des urbanen Verkehrs in der Elektromobilit?t liegt, und das hei?t nicht nur Autos, sondern dass man eine vernetzte Elektromobilit?t anstrebt, in der ?ffentliche Verkehrsmittel und Taxis das Gros des st?dtischen Verkehrs ausmachen, aber auch alte benzinbetriebene Fahrzeuge weiter nutzt mit Mischtechnologien. Erg?nzt durch Hochgeschwindigkeitszüge, die die urbanen Zentren miteinander verbinden werden. China wird bis 2020 die heutige Zahl dieser Züge verdoppeln und damit weltweit das gr??te Streckennetz dieser Art haben.
Gebündelt werden diese Ma?nahmen beim Thema Mobilit?t zu einer Reduktion von Emissionen in Chinas St?dten führen. Aber das w?re nicht genug. Denn dann stellt sich die Frage, wie der Strom erzeugt wird, und ob dadurch wieder Emissionen enstehen. Auch wenn diese an die Peripherie der St?dte verlegt werden, werden sie dennoch in den ?ther geschickt.
Hier sehe ich eine deutliche Verpflichtung, die Entwicklung weg von fossilen hin zu regenerativen Energietr?gern wie Wind, Solar, Wasser – ganz wichtig in China –, Biogas und ?hnliche umzusetzen. Das ist ein langwieriger Prozess und sehr kostspielig, weil nach wie vor einige regenerative Energietr?ger teuer sind und sich so etwas noch im Markt durchsetzen muss.
Ein anderes Problem ist die Verteilung. Nehmen wir einmal an, ich produziere in Gansu Wind und muss die Energie durch aufw?ndige Verteilersysteme dorthin bringen, wo Menschen leben und wo die Industrie aktiv ist. Das hei?t dann, ich brauche nicht nur neue Energietr?ger, sondern auch intelligente Verteilersysteme, Smart Grids nennt man das heute, die die Arbeit der Verteilung so effizient erledigen, dass man zum Zeitpunkt der Nutzung genügend Energie im Speicher hat, die man dann einsetzen kann. Ein hochkomplizierter Prozess, der nicht über Nacht umgesetzt wird. Deshalb wird es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis dieser Energiemix und alle damit verbundenen technologischen Entwicklungen wirklich arbeitsf?hig sind.
Das Ziel, das ich in China immer wieder h?re, bis 2030 einen Anteil von mehr als drei?ig Prozent an regenerativen Energien zu haben, kann realistisch sein.
Ein anderer Bereich, der vielleicht noch wichtiger ist, ist die Energieeffizienz. Es geht um das Energiesparen da, wo sie notwendigerweise eingesetzt wird. Der Bereich, wo das am meisten in China passiert, ist das Bauen ?ffentlicher und privater Geb?ude. In den letzten 20 Jahren ist unendlich viel gebaut worden. Man muss sich hier nur mal umschauen, überall sind Baukr?ne.
In den n?chsten 15 Jahren wird in China m?glicherweise nochmal doppelt so viel gebaut werden wie in den letzten 20 Jahren. Wenn alle diese Geb?ude mit den Standards und Technologien, die heute schon energieeffizientes Bauen erm?glicht, gebaut würden, k?nnte man bis zu 45 Prozent der Energie sparen, die man heute beim Betreiben der Geb?ude aus den 80er und 90er Jahren in China verbraucht.
Mit anderen Worten: Dies ist eine Herausforderung an die Politik, die Standards aufstellen muss und dann dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden.
Quelle: www.ets2-mod.com
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