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27. 01. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Lassen Sie uns einmal über das Thema W?hrung sprechen: Die europ?ischen Staaten haben 2001 den Euro als eine Gemeinschaftsw?hrung eingeführt, auch um sich eine eigene, starke Position in der Welt als eine der gro?en globalen W?hrungen aufzubauen. Vielleicht auch als ein Gegengewicht zum Dollar. Dafür fand eine gewisse Aufwertung einiger W?hrungen statt. Nun steht China – wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen – unter hohem Druck, den Yuan aufzuwerten. Chinas W?hrung ist allerdings an den Dollar gebunden. Was glauben Sie, ist eine L?sung für China in dieser Frage?
Zun?chst einmal muss man sagen: Durch die Folgen der fast historisch zu nennenden globalen Finanzkrise, von der die USA, Europa und auch Asien stark betroffen worden sind, hat es neue Denkanst??e dazu gegeben, wie dieses internationale Finanzsystem organisiert werden muss. Es steht au?er Frage, dass künftig die gro?en Wirtschaftszonen, die die Realwirtschaft antreiben, also die EU, die USA, Asien – und hier an allererster Stelle China – im Zusammenspiel ihrer W?hrungen eine besondere Verantwortung tragen werden. Das hat auch die Diskussion der G20 im letzten Jahr deutlich gezeigt.
Die Eurozone geht durch die bekannten inneren Probleme, die Strukturprobleme sind und zeigen, dass sich die EU als Ganzes, also jeder der 27 Mitgliedsstaaten, den Herausforderungen der modernen, globalen Wirtschaft stellen muss. Dazu sind strukturelle Anpassungen notwendig. Diese sind schwierig und von einzelnen Staaten wie etwa Deutschland früher erledigt worden. Ich sage ausdrücklich, auch weil wir in Deutschland durch die Wiedervereinigung, das Zusammenschmelzen von alten und neuen Bundesl?ndern, früher als andere gezwungen worden sind, strukturelle ?nderungen in unserer Wirtschaft und Finanzwirtschaft vorzunehmen.
Das sind Prozesse, die in allen anderen Volkswirtschaften notwendig sein werden.
In China etwa hat man das erkannt. Hier wird dieser Strukturwandel in der eigenen Industrie nicht vorgenommen, weil man wie in Europa noch Belastungen aus den alten Strukturen hat, die man in den Griff bekommen muss, sondern weil man hier noch im Aufbauprozess ist. Und dieser wird von einer Wirtschaft verlangen, die im wesentlichen von Massenproduktion und Exporten, von einer nach au?en gerichteten Wirtschaft, hin zu h?herwertigen Wertsch?pfungsketten kommen will und muss, die natürlich auch h?herwertige Produktionsverfahren und damit industrielle Strukturanpassungsprozesse erfordern, wie wir das in Europa über viel l?ngere Zeitr?ume erlebt haben und noch durchführen müssen.
Mit anderen Worten: Aus unterschiedlichen Gründen stehen wir mitten in einem Prozess des Strukturwandels.
Ich glaube, es ist einigerma?en objektiv, wenn ich sage, dass am Ende dieses Prozesses diese gro?en Wirtschaftsbl?cke auch die wichtigen Spieler im internationalen W?hrungsverbund sein werden. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass der Euro sich nicht nur erholen, sondern sich zu einer stabilen W?hrung entwickeln kann und wird. Der politische Wille der gro?en Spieler, gerade Deutschlands, Frankreichs und auch Gro?britanniens, ist da. Die USA werden einer dieser Schlüsselspieler bleiben. Der Dollar wird eine Schlüsselw?hrung auf absehbare Zeit bleiben.
Aber ich denke, dass mit der überaus dynamischen Wirtschaftsentwicklung in China der Renminbi mittelfristig in diese Gruppe der Leitw?hrungen aufsteigen muss und wird. Das erfordert einen Anpassungsprozess des Renminbi an die anderen W?hrungen in dem Ma?e, wie sich deren Realwirtschaften gegenüberstehen. Dass es da noch Disparit?ten gibt, ist bekannt. In welcher Geschwindigkeit dieser Anpassungsprozess erfolgen wird, wird die chinesische Regierung mit Augenma? zu entscheiden haben.
Wir sehen ja, dass Anpassungsma?nahmen bereits in den Jahren 2006 bis 2008 erfolgt sind. Dann hat es in der Krise ein Anhalten dieses Anpassungsprozesses gegeben. Und seit etwa Mitte des letzten Jahres ist der Flexibilit?tsmechanismus wieder in Gang gesetzt worden, was dazu geführt hat, dass der Yuan im Verh?ltnis zum Dollar im letzten halben Jahr um etwas mehr als drei Prozent aufgewertet worden ist. Ich glaube, dass das in den n?chsten Jahren kontinuierlich so weiter gehen wird, und wir irgendwann zu einer Anpassung der W?hrungen an die realwirtschaftlichen Gewichte kommen werden. Das ist notwendig, damit die gro?en Witschaftsr?ume auch kompatibel sind in ihrem Austausch, der die n?chsten Jahre und Jahrzehnte bestimmen wird.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich glaube, der Yuan wird zu einer der wichtigen W?hrungen im internationalen W?hrungskonzert werden. Und wir werden diese Anpassungsprozesse in den n?chsten Jahren auf kontinuierlicher Basis erleben.
Ihr Szenario ist also, es wird mehrere Leitw?hrungen geben, und der Yuan wird langfristig keine solche Rolle spielen, wie es der Dollar einmal getan hat?
Also, es ist in einer globalisierten Wirtschaft, wie wir sie im 20. Jahrhundert nicht gehabt haben, schwer vorstellbar, dass es eine nationale W?hrung sein wird, die das internationale Wirtschaftsgeschehen bestimmen wird. Ich glaube schon, dass es – jedenfalls auf absehbare Zeit – ein Konzert mehrerer wichtiger Leitw?hrungen geben wird. Und dass neben Dollar und Euro eine weitere W?hrung wie der Yuan aufsteigen wird und sich zu einer Referenzw?hrung entwickeln k?nnte.
Ob andere W?hrungen wie etwa der japanische Yen in diesem Konzert mitspielen k?nnen, ist eine Frage der realwirtschaftlichen Entwicklung. Es w?re aber v?llig verfrüht, zu prognostizieren, dass sich die internationale W?hrungslandschaft hin auf nur eine neue Leitw?hhrung entwickeln wird. Dafür sehe ich derzeit keine Anhaltspunkte.
Quelle: www.ets2-mod.com
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