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14. 07. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Dongguan: Ausweg aus der Krise



Chen Huiyong, der Chef der Textilfabrik Moonlight Fashion Co. Ltd. in Dongguan in der südchinesischen Provinz Guangdong, ist in aufger?umter Stimmung, obwohl nach dem Frühlingsfest weniger Arbeiter in seine Fabrik zurückgekehrt sind, als zuvor dort besch?ftigt waren. Am 25. M?rz sind aus Deutschland zwanzig computergesteuerte Strickmaschinen eingetroffen: "Diese Maschinen k?nnen rund 500 Arbeiter ersetzen. Jetzt habe ich keine Sorgen mehr wegen wachsender Arbeitskosten", sagt Chen Huiyong.

Seit zwei Jahren steht Dongguan, wo haupts?chlich Betriebe der verarbeitenden Industrie zu Hause sind, im Rampenlicht wirtschaftlichen Wandels: Die weiterhin steigenden Rohstoffpreise, die Aufwertung des Yuan und die Einführung des neuen Arbeitsvertragsgesetzes, vor allem aber die Reduzierung der Zollrückvergütung für Exporte bedrohen ernsthaft die verarbeitende Industrie der Region. Die Krise des Industriestandorts Dongguan wird in der ?ffentlichkeit heftig diskutiert.

Ein Sinnbild für "Made in China"

Dongguan liegt in der N?he von Hongkong und Macau. In den letzten 30 Jahren hat sich Dongguan von einem Agrargebiet zu einem weltweit führenden Zentrum der verarbeitenden Industrie entwickelt. IT-Produkte "Made in Dongguan" sind allm?hlich zum Synonym von "Made in China" geworden. Li Zufan, der Vizepr?sident von IBM-China hat einmal gesagt: "Wenn die Verbindung zu Dongguan abgeschnitten würde, w?ren davon 70 Prozent aller Computerfabrikante der Welt betroffen." So kam es zum Ausspruch "Wenn es in Dongguan einen Verkehrsstau gibt, gehen in der Welt die Computerbauteile aus.". Dongguan produziert mehr als zehn IT-Bauteile, deren Weltmarktanteil sich zwischen 12 und 40 Prozent bewegt. Bis zu 95 Prozent aller Bauteile eines Computers k?nnen in Dongguan produziert werden. Jede fünfte Computer der Welt hat ein Geh?use aus Dongguan. Auch spielen Schuhe, Spielzeug, M?bel und Textilien aus Dongguan eine gro?e Rolle auf dem Weltmarkt. Der Anteil von Spielzeug aus Dongguan betr?gt 30 Prozent. Jeder zehnte Sportschuh auf der Welt wird in Dongguan hergestellt.

Leider sind die meisten Firmen in Dongguan haupts?chlich mit Verarbeitung im Bereich von OEM (Original Equipment Manufacturer) t?tig. Nach drei?ig Jahren der Verarbeitung angelieferten Rohmaterials nach vorgefertigten Mustern und der Montage von Fertigbauteilen mangelt es in Dongguan sowohl an eigenst?ndiger Technik wie auch an weltbekannten eigenen Marken. W?hrend die Bev?lkerung w?chst und die Ressourcen, zum Beispiel die nutzbare Bodenfl?che, geringer werden, steht Dongguan unter einem immer gr??eren Druck. Luo Bin, der stellvertretende Direktor der ?rtlichen Industrie- und Handelskammer erkl?rt: "Seit 2003 betreibt die Regierung eine Politik der Makrosteuerung. Die Kontrolle über Bodennutzung, Investitionen und Projektgenehmigung ist seither immer strenger geworden. Das frühere Entwicklungsmodell, gekennzeichnet durch verst?rkte Ausweisung von Gewerbefl?chen, Intensivierung des Kapitaleinsatzes und gezielter Projektsteuerung war zunehmend auf Schwierigkeiten gesto?en. In vielen Betrieben gab es Arbeitskr?ftemangel und Probleme mit der Wasser- und Energieversorgung."

Au?erdem haben steigende Rohstoffkosten auf dem Weltmarkt, die Aufwertung des Yuan, protektionistische Ma?nahmen der EU und der USA, die Implementierung des neuen Arbeitsvertragsgesetzes sowie die Reduzierung der Zollrückvergütung für Exporte die wirtschaftliche Situation Dongguans weiter verschlechtert.

Cai Kang, der stellvertretende Direktor des Dongguaner Büros für Au?enhandel und wirtschaftliche Zusammenarbeit, sagt: " 2007 wurden etwa 900 Unternehmen geschlossen und 40 Unternehmen wurden verlagert, wovon Investitionen in H?he von 100 Millionen Yuan betroffen waren. Die Zahl der geschlossenen Unternehmen ist ganz normal und durchaus hinnehmbar. In den letzten 20 Jahren wurden im Jahresschnitt ebenfalls 800 bis 900 Unternehmen geschlossen. 2007 wurden dagegen 700 Unternehmen in Dongguan neu registriert, die Gesamtinvestitionen in H?he von über 300 Millionen Yuan mitbringen. Das hei?t, dass Wert und Qualit?t der neu er?ffneten Unternehmen h?her sind als die der geschlossenen und verlagerten Betriebe."

Jedoch r?umt auch Cai Kang ein: "Die Aufwertung des Yuan ist eine unverrückbare Tatsache, die einen negativen Einfluss auf Betriebe der exportorientierten Industrie hat. Um welchen Prozentsatz der Yuan auch immer aufgewertet wird, die Kosten für die Exportunternehmen wachsen im gleichen Umfang. Seit der Reform des Wechselkurses des Yuan im Jahr 2005 hat sich der Wert des Geldes um rund 15 Prozent gesteigert. So haben sich auch die Kosten der Exportindustrie um 13 bis 14 Prozent erh?ht."

Am 1. Januar 2008 ist das neue Arbeitsvertragsgesetz ins Kraft getreten. Dies bedeutet für viele arbeitsintensive Unternehmen ebenfalls eine gro?e Herausforderung. Wenn die Kosten für jeden Arbeiter um 100 Yuan steigen, steht man bei 10.000 Arbeitern bereits vor zus?tzlichen Arbeitskosten in H?he von 1 Mio. Yuan. "Das neue Arbeitsvertragsgesetz f?rdert den Strukturwandel der Industrie und vereinheitlicht das Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verh?ltnis. Die Fürsorgepflicht für den Arbeitnehmer entspricht dem Entwicklungsstand der chinesischen Wirtschaft. Viele der im neuen Gesetz enthaltenen Regelungen sind in anderen L?ndern l?ngst üblich. Die Unternehmen brauchen noch etwas Zeit, um sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Aber dann werden sie das Arbeitsvertragsgesetz objektiv würdigen und letztendlich akzeptieren k?nnen", meint Luo Bin. He Simo, der Direktor der Guangdong East Power Co., Ltd, findet das Arbeitsvertragsgesetz ganz gut: "Es ist gerecht - sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Für die Unternehmen und deren Chefetagen ist ein erh?hter Gewinn lediglich eine verbesserte Bilanzzahl. Für den Arbeitnehmer aber bedeutet eine Besserstellung schlicht und einfach eine h?here Lebensqualit?t."

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Quelle: Beijing Rundschau

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