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Badain-Jaran-Wüste: Neuem Weltnaturerbe gelingt Spagat zwischen Schutz und Erschlie?ung

China Heute  |  
10.10.2024

Sand, soweit das Auge reicht, sengende Sonne, wenig Schatten und Wasser – das sind die Bilder, die einem als erstes in den Sinn kommen, wenn man an Wüsten denkt. In der Badain-Jaran, der drittgr??ten Wüste Chinas, zeichnet sich jedoch ein etwas anderes Bild. 

Hier, im Autonomen Gebiet Innere Mongolei, erwarten Besucher einzigartige und abwechslungsreiche Landschaften. Insgesamt finden sich im Wüstengebiet n?mlich 144 teils bizarr gef?rbte Seen, die wie glitzernde bunte Perlen in die Weiten der Dünen eingestreut sind. Au?erdem zeigt sich ein für eine Wüstenregion h?chst ungew?hnlicher Artenreichtum. Das faszinierende Naturantlitz dieser Driftwüste, die im Gebiet des Rechten Alxa-Banners liegt, hat mittlerweile selbst die Aufmerksamkeit der UNESCO auf sich gezogen. 

Aber von vorne: Am 26. Juli wurde die Badain-Jaran-Wüste mit ihren Sanddünen und Seen w?hrend der 46. Sitzung des Welterbekomitees im indischen Neu-Delhi in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Damit ist es die erste Wüste ihrer Art in China, die es in die offizielle Welterbeliste geschafft hat. Insgesamt wurden bis jetzt 15 chinesische St?tten in die Weltnaturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Hinzu kommen noch vier St?tten, die sowohl dem Kultur- als auch dem Naturerbe angeh?ren. 

Schutz des Weltnaturerbes 

Die Badain-Jaran-Wüste erstreckt sich über 47.000 Quadratkilometer. Hoch aufragende Sandgipfel, brummende Sanddünen, kristallklare Wüstenseen, magische Wasserquellen und ein tibetisch-buddhistischer Tempel – das sind die bekannten fünf Natur- und Kulturmerkmale der Wüste. Dank dieser ?fünf Wunder“ gilt sie als eine der sehenswertesten Wüsten Chinas.  

Im Innersten des Sandmeers bel?uft sich die durchschnittliche H?he der Dünen auf 200 bis 300 Meter. Die h?chste Düne ragt gar 500 Meter in die H?he. Sie ist die h?chste Megadüne der Erde. 

Ohne fachgerechten Schutz allerdings würde das extrem fragile ?kosystem im Inneren der Wüste auf Dauer Schaden nehmen, wodurch all diese kostbaren Sch?tze verloren gingen, und mit ihnen seltene Arten. Um dies zu verhindern, wurde 1999 eine Naturschutzzone in der Badain-Jaran-Wüste geschaffen, die auch die zahlreichen Seen miteinschlie?t. Heute ist die Zone als Naturreservat auf Ebene des autonomen Gebiets und als eingetragene Landschaftszone eingestuft. Die zust?ndigen Beh?rden schenken dem Schutz der ?rtlichen Natursch?tze immer gr??ere Aufmerksamkeit. 

Hinter der erfolgreichen Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste stecken allerdings jahrelange harte Anstrengungen unz?hliger Menschen. Gemeinsam hat man über insgesamt sieben Jahre einen mühsamen und weiten Weg zurückgelegt. Der Startschuss für die Antragsarbeit fiel 2017. Zwei Ortsbegehungen durch in- und ausl?ndische Experten im September 2017 bzw. Juni 2018 ergaben, dass die Wüste schon damals alle n?tigen Voraussetzungen für eine Eintragung als Weltnaturerbe mitbrachte. 2019 wurde die Wüste dann offiziell in die Vorschlagsliste des Welterbes aufgenommen. Ein Jahr sp?ter, 2020, hatte sie als Chinas einziges Nominierungsprojekt ihren ersten gro?en globalen Auftritt. Flankiert wurde das Aufnahmeverfahren im Jahr 2021 durch die Schaffung der n?tigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Nun haben die Anstrengungen in diesem Jahr endlich Früchte getragen – in Form des Zuschlags auf der Sitzung des Welterbekomitees. 

Besondere Hingucker 

Zwar sind es gr??tenteils Salzseen, die die Badain-Jaran durchsetzen, der Badain-See jedoch ist eine Ausnahme: ein Sü?wassersee. Es ist zugleich der See, der am n?chsten zur Gemeinde Badain-Jaran liegt. Mit seinem faszinierenden Antlitz hat er in den letzten Jahren immer mehr Besucher in seinen Bann gezogen. 

Aber nicht nur Touristen kommen: Vor kurzem sind auch gut 100 Lehrkr?fte und Studierende aus 18 Hochschulen und Universit?ten zu diesem See gereist. Anlass war ein Co-Praktikum im Fach Geographie von Unis des chinesischen Festlandes und Hongkongs. Das Ziel der Veranstaltung: Feldforschungen in den Bereichen Geomorphologie, Bodenbeschaffenheit, Vegetation, Klima und Hydrologie.   

Li Zhuolun, Direktor des Gletscher- und Wüstenforschungszentrums der Universit?t Lanzhou, fungierte als Leiter der Gemeinschaftsexkursion. Als ?Stammgast“ der Wüste ist es für ihn fast schon Routine, j?hrlich vor Ort wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen und Feldunterricht zu geben. Auf die Frage, warum man ausgerechnet die Badain-Jaran-Wüste für die Exkursion ausgew?hlt habe, sagt der Professor: ?Wüstengebiete reagieren sehr empfindlich auf das globale Klima, was ihre Erforschung zu einem Hotspot macht. Wüsten stehen eigentlich immer im Fokus für uns als Geowissenschaftler.“  

Welche Bedeutung dem Naturerbe zukommt, belegen auch verschiedene Studien. Neben faszinierender Landschaft hat die Gegend n?mlich auch für die Wissenschaft einiges zu bieten. Hier erkunden Forscher unter anderem die Entwicklung von Wüsten und die Entstehung von sandigen, windgepr?gten Landschaften. Die Ergebnisse sind wertvoll für Forscher weltweit. 

Was die Badain-Jaran zu einem besonders guten Forschungsgegenstand macht: Hier lassen sich regionale geologische und tektonische Ver?nderungen, Klimawandel, geomorphologische Entwicklung und sogar die Merkmale hydrogeologischer Ver?nderungen komplett aufzeichnen und deutlich nachweisen. Dazu kommt: Aufgrund des starken Einflusses der laufenden tektonischen Hebung des Qinghai-Xizang-Plateaus ist die Wüstenbildung noch immer im Werden begriffen. Durch umf?ngliche und vollst?ndige Untersuchungen gewinnt man wertvolle Erkenntnisse über die laufende Entwicklung. 

Wie aber lassen sich die ?kosysteme der Wüste besser schützen? Die Antwort liege unter anderem in einer vernünftigen Nutzung der Wasserressourcen, sagt Li. ?Die beeindruckenden Seen sind spektakul?r gef?rbt und ihre Farben variieren je nach Jahreszeit. Hier bedarf es langfristiger Forschung und überwachung“, so der Professor. 

Der neue Status als Weltnaturerbe jedenfalls hat der Wüste einen ordentlichen Bekanntheitsschub verliehen. Immer mehr Touristen pilgern in die Gegend auf der Suche nach atemberaubenden Naturerlebnissen – selbst aus dem Ausland. Ein Reiseführer aus Südkorea erz?hlt uns, er habe schon mehr als zehn Mal südkoreanische Reisegruppen in die Gegend begleitet. ?Ich bin viel in China herumgekommen“, sagt der Guide, der auf über 20 Jahre Erfahrung zurückblickt. ?Für mich ist die Badain-Jaran-Wüste definitiv die sch?nste Wüste Chinas. Der Besuch ist ein absolutes Muss.“ 

Was die Zukunft bringt 

Bisher leben in der Wüste rund 50 Hirtenfamilien. Auch sie helfen im Alltag beim Schutz der Wüste, wo sie nur k?nnen, sammeln unterwegs Müll auf und bringen ihn aus der Wüste. Auch sie selbst lassen schon lange keine Abf?lle mehr achtlos zurück. 

Wang Bin, Besitzer eines Gasthauses in der N?he eines Sees tief in der Wüste, freut sich sehr über die Aufnahme in die UNESCO-Liste. ?Die pittoreske Landschaft hier ist unser Aush?ngeschild. Wir behüten daher die gesamte Umgebung rund um die Wüste und alle Tier- und Pflanzenarten wie unseren eigenen Augapfel.“ 

Aber lassen sich Umweltschutz und Ressourcennutzung überhaupt erfolgreich unter einen Hut bringen? Eine Frage, mit der sich auch die ?rtliche Regierung intensiv besch?ftigt. In der Zukunft wollen die Verantwortlichen der Wüste neues Leben einhauchen. 

Für Yao Xiaode, Leiter des Büros für Forstwirtschaft, Grasland und Wüstenkontrolle im Rechten Alxa-Banner, sind die potentiellen Risiken durch eine Erschlie?ung in n?herer Zukunft überschaubar. Man sei schlie?lich dazu verpflichtet, dem übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt nachzukommen und das Welterbe in Zukunft noch st?rker zu schonen und zu schützen. Und das werde man auch tun.  

Dafür sei geplant, die Wüste technologisch noch besser auszurüsten, zum Beispiel mit einem sensiblen überwachungssystem und einer umfangreichen Datenbank. Oberstes Ziel sei es, ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Welterbeschutz und sozio?konomischer Entwicklung zu finden. Doch das gelinge letztlich nur durch eine umfangreiche Beteiligung der gesamten Bev?lkerung an Schutz, Verwaltung, überwachung und Aufkl?rungsarbeit, sagt er. An einer ?kologisch tragf?higen Tourismusentwicklung führe am Ende kein Weg vorbei. ?Das A und O ist, das wertvolle Welterbe gut fortzuführen, es zu schützen und behutsam zu nutzen, damit alle Leute daran teilhaben k?nnen“, so sein Fazit. 


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Quelle: China Heute

Schlagworte: Wasser,Badain-Jaran,Wüste,China

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