Xi bringt Sonnenschein ins kalte Davos
von Simon Gisler, Journalist von Urner Wochenblatt
Der chinesische Staatspr?sident Xi Jinping ist am 15. Januar 2017 zu einem viert?gigen Staatsbesuch in der Schweiz eingetroffen. Begleitet wurde er von seiner Gattin Peng Liyuan sowie einer gr?sseren Delegation. Bundespr?sidentin Doris Leuthard bereitete dem hohen Gast aus China auf dem Flughafen Zürich-Kloten einen warmen Empfang.
Leuthard betonte sp?ter in ihrer Ansprache im Bundeshaus in Bern die vor Jahresfrist von beiden L?ndern beschlossene innovative strategische Partnerschaft. Gleichzeitig verwies sie auf die Vorreiterrolle der Volksrepublik China bei der F?rderung eines fairen und offenen Welthandels sowie in der Klimapolitik. Die Bundespr?sidentin bezeichnete die schweizerisch-chinesischen Beziehungen als dynamisch und eng wie noch nie.
Der chinesische Pr?sident seinerseits sprach von der Schweiz als ?Garten Europas". In seiner Heimat seien die Schweizer als arbeitsam, intelligent und mutig bekannt. In Bezug auf das harmonische Miteinander der verschiedenen Sprachgruppen in der Schweiz geriet Xi gar ins Schw?rmen.
Im Vorfeld des diesmaligen Staatsbesuchs betonte das Schweizer Aussendepartement denn auch ausdrücklich, der Aufenthalt von Xi in der Schweiz sei nicht nur ein H?flichkeitsbesuch, sondern ein ?ausgesprochen substanzieller Besuch".
Tourismusjahr Schweiz-China
So standen im Rahmen der offiziellen Gespr?che in Bern unter anderem der Welthandel, das globale Finanzsystem, der Klima-und Umweltschutz sowie die Lage in Syrien auf der Traktandenliste. Nach intensiven Gespr?chen und dem Austausch vieler H?flichkeiten wurden auch wichtige Vertr?ge zwischen den beiden Staaten unterschrieben, welche die Handelsbarrieren weiter abbauen sollen. Ausserdem wurde das Jahr 2017 zum Jahr des Tourismus zwischen der Schweiz und China erkl?rt. Wie dem hohen chinesischen Gast das anschliessend servierte Schweizer K?sefondue geschmeckt hat, ist nicht überliefert.
Mit Spannung erwartet wurde Xis Auftritt am 47. Weltwirtschaftsforum (WEF) im verschneiten und kalten Davos. Instabile und unberechenbare Entwicklungen n?hmen weltweit zu. Dies sei mit ein Grund, warum er am WEF teilnehme, erkl?rte der chinesische Pr?sident. Im Streben nach Entwicklung und Frieden gelte es, im Gespr?ch mit anderen den Konsens der internationalen Staatengemeinschaft zu f?rdern.
Die Staats- und Wirtschaftsführer aus aller Welt treffen sich in diesem Jahr unter dem Arbeitstitel ?Anpassungsf?hige und verantwortungsvolle Führung". Passender freilich w?re das Motto: ?Brexit und Trump – was nun?" Donald Trump, der designierte US-Pr?sident, hat mit seinen jüngsten ?usserungen so ziemlich alles in Frage gestellt, wofür das WEF steht. Mit einiger Besorgnis zittert die in Davos versammelte Elite denn auch vor dem grossen Abwesenden.
?ffnung statt Protektionismus
In seiner Er?ffnungsrede bedankte sich Xi bei WEF-Gründer Klaus Schwab und der Schweizer Regierung, als erstes chinesisches Staatsoberhaupt das WEF er?ffnen zu dürfen. Xi nutzte die einmalige Plattform, um Chinas Sicht der Dinge darzulegen. In einer Zeit, in der sich die meisten Staaten nach innen orientieren, sprach er über fairen Handel und politische ?ffnung. Das ist wahrlich eine starke Botschaft. Wirtschaftliche Abschottung, Protektionismus, Populismus und Entglobalisierung seien keine Alternativen. ?Protektionismus ist dasselbe, wie wenn man sich in einem dunklen Raum einsperrt. Wind und Regen bleiben draussen, aber Licht und Sonne auch", betonte Xi. Für diese Worte erntete er grossen Beifall. In Anspielung auf die protektionistischen T?ne des künftigen US-Pr?sidenten warnte Xi vor den Folgen eines Handelskriegs. Niemand werde aus einer solchen Konfrontation als Sieger hervorgehen.
Er sei sich der Gefahren und Nachteile der Globalisierung durchaus bewusst, so Xi weiter. Die internationale Staatengemeinschaft müsse sich aber den Herausforderungen der Zeit stellen: ?Die Geschichte wird von tapferen Menschen gestaltet. Wir wollen gemeinsam arbeiten, für eine hellere und bessere Zukunft."
Lob für diesen Appell erntete Chinas Pr?sident nicht zuletzt von WEF-Gründer Klaus Schwab: ?Sie haben heute eine historische Rede gehalten. Mister President, Sie haben heute ein bisschen Sonnenschein hierher gebracht."