Die übersetzerin der Reise in den Westen
Brückenbauer sind unentbehrlich für die Verbreitung der chinesischen Literatur Exklusiv
Von Wang Ran, Frankfurt am Main
Kurze hellbraune Haare, in der Hand ein Glas Tee mit chinesischen Goji-Beeren – das ist die übersetzerin des chinesischen Romans Die Reise in den Westen (Xiyouji), Eva Lüdi Kong. Auf der 68. Frankfurter Buchmesse pr?sentiert der Reclam Verlag zum ersten Mal eine deutsche Gesamtübersetzung. Nach der Lesung erkl?rte sich Eva Lüdi Kong zu einem Interview mit China.org.cn bereit.
Die übersetzerin von dem Roman Die Reise in den Westen Eva Lüdi Kong. (Foto von Yang Fan/Zeitschrift Verleger)
China.org.cn: Frau Lüdi Kong, ist Ihre übersetzung die erste deutsche übersetzung des Romans Die Reise in den Westen?
Eva Lüdi Kong: Nein. Es gab bereits eine deutsche übersetzung der englischen Ausgabe, doch dies war eine gekürzte Version, die nur etwa ein Viertel der chinesischen Originalausgabe wiedergibt. Meine übersetzung ist die erste vollst?ndige und ungekürzte deutsche übersetzung. Als Ausgangstext benutzte ich eine Ausgabe aus der Qing-Dynastie mit dem Titel XiyouZhengdaoshu (Buch der Erfüllung des Dao auf der Westreise) von 1663, die neuerdings von der Zhonghua Book Company neu aufgelegt wurde. Im Vergleich zur bekannteren Ausgabe aus der Ming-Dynastie wurde diese Ausgabe stilistisch überarbeitet und lange beschreibende Gedichte, etwa über das Aussehen eines Berges oder einer Person, wurden weggelassen. All diese beschreibenden Verse ins Deutsche zu übersetzen, würde gro?en Raum einnehmen und w?re wenig leserfreundlich. Deswegen schien mir diese Ausgabe für eine deutschsprachige Leserschaft am geeignetsten.
China.org.cn: Wie bekannt ist der Roman Die Reise in den Westen im deutschsprachigen Raum?
Eva Lüdi Kong: Man kennt das Buch kaum. Leute, die sich mit Qigong, Taiji oder der Traditionellen Chinesischen Medizin besch?ftigen, haben eventuell davon geh?rt. Manche haben auch den Film Monkey King (von Pou-Soi Cheang, 2014) gesehen. Doch als literarisches Werk ist die Geschichte eher unbekannt. Für solch ein gro?artiges Werk der Weltliteratur ist das sehr bedauerlich.
China.org.cn: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Die Reise in den Westen zu übersetzen? Wie lange hat es gedauert?
Eva Lüdi Kong: Ich habe 2000 mit der übersetzung angefangen und mich mehr als zehn Jahre damit besch?ftigt. W?hrend dieser Zeit habe ich ein Studium im Fach Klassische Chinesische Literatur an der Zhejiang-Universit?t absolviert, damit ich dem übersetzungsprojekt einen soliden Grund legen konnte. Zur übersetzung motiviert war ich vor allem, weil der Roman mir eine umfassende und tiefgründige Kultur er?ffnete. Nach der Lektüre hatte ich den Wunsch, mich tiefer damit zu besch?ftigen und diese Welt auch deutschsprachigen Lesern zu vermitteln. So begann ich zu übersetzen. Anfangs habe ich keinen Verlag gefunden, doch ich setzte die übersetzungsarbeit fort. Erst als ich bereits über 60 Kapitel fertighatte, schloss ich den Vertrag mit Reclam. Aus professioneller Sicht ist es ziemlich unvernünftig, ein derart gro?es Werk ohne jegliche Garantie zu übersetzen. Doch es war in jeder Hinsicht bereichernd. Ich habe sehr viel gelernt, einschlie?lich was die Orientierung im Alltag betrifft.