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06. 04. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Die Ausgrabungen bei Yinxu und der Fund der Orakelknochen ver?nderte Chinas historische Aufzeichnungen signifikant. Die Inschriften auf diesen Knochen sind die Vorl?ufer der modernen chinesischen Kalligraphie, behauptet Tang Jigen, ein Forscherdes Instituts für Arch?ologie der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Aber warum sollten die alten Leute auf Knochen schreiben, was, wie Experten sagten, keine leichte Aufgabe war? Bei genauem Hinsehen sind auf der unbeschriebenen Seite der Knochen kleine L?cher und Brandflecken sichtbar. Dies beweise, sagen Arch?ologen, dass die Schrift auf den Knochen mit Hexerei zu tun hatte, die die Menschen in ferner Vergangenheit benutzten, um mit den G?ttern zu kommunizieren.
Wird es morgen regnen? Werden wir den bevorstehenden Krieg gewinnen? Wird die K?nigin einen m?nnlichen Erben geb?ren? War die Mondfinsternis ein b?ses Vorzeichen? "Menschen, die vor Tausenden von Jahren lebten, h?tten diese Fragen an ihre G?tter oder Ahnen gerichtet", meint Tang, der Teamleiter der Ausgrabungsst?tte bei Yinxu.
L?cher wurden in Schildkr?tenpanzer oder Rinderknochen gebohrt, so dass Risse auf der anderen Seite erscheinen würden, wenn darin Holzkohlestücke w?hrend der heiligen Rituale verbrannt wurden. Da die Knochen beim Brennen rissen, wurden geheimnisvolle, explosive Ger?usche vernommen, die für Nachrichten von G?ttern oder Ahnen gehalten wurden. Zauberer würden dann die Eigenschaften eines Risses interpretieren und auf Grundlage dessen die Zukunft vorhersagen, die auf die Knochen mit dem Messer ?geschrieben“ würde. Das sind die Orakelknochen-Inschriften, wie wir sie kennen.
"Auf Knochen zu schreiben ist nicht einfach nur Theomantie der K?nige der Shang-Dynastie (16. bis 11. Jahrhundert v. Chr.), sondern enth?lt einen allgemeinen überblick über das Reich selbst, einschlie?lich wichtiger Informationen über die alten Zeiten", so erkl?rt es Tang.
Die Inschriften auf den Knochen von Yinxu deckt eine ganze Palette ab – von Politik bis hin zu sozialen Traditionen. Mehr als 100 verschiedene Handwerksarten wurden erw?hnt, neben einer breiten Palette von Informationen über Astronomie, Kalender und Medikamente.
Und nicht zuletzt war das Studium der Orakelknochen ein Anlass für die chinesschen Arch?ologen, die Existenz der Shang-Dynastie zu best?tigen, die oft angezweifelt wurde.
Die Entdeckung der Orakelknochen gegen Ende der Qing-Dynastie (1644-1911) war jedoch weitgehend reiner Zufall. Lokale Bauern, die sie als erste w?hrend der Arbeit auf den Feldern ersp?hten, verkauften die Knochen zu sehr niedrigen Preisen an Apotheken. Man nannte sie "Drachenknochen" und glaubte, dass sie medizinischen Wert haben.
Der Legende nach entdeckte Wang Yirong, ein Beamter der sp?ten Qing-Dynastie und ein Experte für Bronze- und Stein Inschriften, die Inschriften, nachdem er die Knochen wegen ihres vermeintlichen medizinischen Werts im Jahr 1899 kaufte. Wang, der daraus schloss, dass die Knochen wertvolle Antiquit?ten sind, war die erste, der sie studiere und in gro?er Zahl sammelte.
Damals ?u?erten Antiquare Bedenken über den Ursprung der Knochen. Erst 1908 wurde dass Dorf Xiaotun in Anyang als der Ort identifiziert, wo die Orakelknochen ausgegraben wurden. Unmittelbar darauf stürzten H?ndler, Grabr?uber und Wissenschaftler nach Xiaotun, um in den Besitz einiger Knochen zu gelangen.
Bei einer Ausgrabung im Jahre 1936 wurden eine intakte Lagerungsgrube ausgebuddelt, wo 17.096 Knochenstücke lagen. Es war die gr??te Anzahl von Orakelknochen, die w?hrend einer einzigen Ausgrabung freigelegt wurden, und für das Reinigen und Etikettieren der Schatzes, zumeist Schildkr?tenpanzer, brauchten mehrere Arbeiter acht Monate Zeit.
Insgesamt wurden bereits 150.000 Knochenstücke in Yinxu ausgegraben und etwa 4.500 verschiedene Zeichen in den Knocheninschriften identifiziert. Dies sind die frühesten bekannten systematischen chinesischen Schriftzeichen.
"Im Laufe des letzten Jahrhunderts, haben Gelehrte nur etwa 1.500 Zeichen interpretiert", sagt Tang. "Ein gro?er Teil bleibt unverst?ndlich." Die Knocheninschriften zeigen eine sehr piktografische Natur, und viele Striche und Elemente bilden keine festen Muster. Dennoch gibt es grammatikalische Strukturen.
Obwohl die Schreibweisen der heutigen chinesischen Schriftzeichen sich über mehrere zehn Jahrhunderte entwickelt haben, haben viele grundlegende grammatische Eigenschaften der Orakelschrift überlebt und werden noch von mehr als einem Fünftel der heutigen Weltbev?lkerung verwendet.
Die Orakelschrift hat nicht nur den Weg für die Entstehung und Entwicklung der chinesischen Kalligraphie geebnet, sondern hatte auch einen starken Einfluss auf die chinesische ?sthetik, meint Tang.
Quelle: China Daily
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