Shanxi ist für seine Kohlenproduktion bekannt. Doch die Provinz mit ihren 34 Millionen Menschen und 156.000 Quadratkilometer Landfl?che bietet viel mehr als blo? Bodensch?tze. Eine Reise nach Shanxi ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Dies ist mitunter einer der Gründe, wieso so viele Regisseure in die Provinz fahren, um ihre Filme zu drehen. So weit ich wei?, ist Shanxi die einzige Provinz, der diese seltene Form der Werbung so oft zukommt.

Taiyuan, die Hauptstadt von Shanxi, liegt ungef?hr im Zentrum der Provinz. Touristisch gesehen l?sst sich die Region in zwei Teile unterscheiden. Der n?rdliche Bereich hat jede Menge buddhistische Kultur, die bei den beiden Weltkulturerbest?tte (dem Berg Wutai und den Yungang-H?hlen) ihren H?hepunkt erreichen. Die Gegend ist allerdings nicht nur für Buddhisten faszinierend. Hier war einst das Grenzgebiet zwischen der Zentralebene, welche von Han-Chinesen besiedelt wird, und den Nomadengebieten im Norden. Diese beiden unterschiedlichen Kulturen stie?en hier oft gewaltsam aufeinander. Die Ruinen von alten Kasernen und Festungen so wie die Chinesische Mauer erinnern an diese Zeit.

Der südliche Teil hingegen ist ganz anders. Hier gibt es alte St?dte und H?user mit gro?zügigen Innenh?fen, die Zeuge einer einst blühenden Gesch?ftswelt sind. Eine Weile lang galt die Region als Zentrum der chinesischen Finanzwelt, gewisserma?en als die Wall Street Chinas. Die Banken sind zwar mittlerweile l?ngst verschwunden. Doch einige ihrer H?user der Banker und auch ganze Bankenst?dte sind noch immer intakt oder wurden liebevoll renoviert.

Der Westen und Teile des Südens werden vom Gelben Fluss durchzogen, weswegen das Land sehr fruchtbar ist und es zahlreiche gut erhaltene Relikte aus der Antike gibt. In Hukou f?llt der Fluss abrupt in die Tiefe, was einen der h?ufigsten Hintergründe bei Filmen über den chinesischen "Mutterfluss" bildet.

In diesem Artikel geht es speziell um den n?rdlichen Teil der Provinz, die man entweder von Taiyuan oder von Datong aus besuchen kann. Beide St?dte lassen sich problemlos mit dem Zug erreichen: Die Anreise aus Beijing dauert mit dem Hochgeschwindigkeitszug nur gerade drei Stunden. Die meisten Kreishauptst?dte k?nnen über Schnellstra?en angesteuert werden, wenngleich der letzte Streckenabschnitt am Fu?e des Bergs Wutai nur über eine schmale Bergstra?e erreichbar ist. Die beste Reisezeit ist zwischen Mai und Oktober. Sobald man mehr in den Norden oder weiter in die Berge f?hrt, wird es kühler.

Auf einen Blick

Zehn gute Gründe, die Yungang-H?hlen zu besuchen

1. Es ist ein kleiner Schritt für Sie, aber ein gro?er zurück in der Geschichte. Denn die H?hlen wurden haupts?chlich in der Zeit der n?rdlichen Wei Dynastie (386 bis 534 n. Chr.) konstruiert. Seither waren sie dem Wetter ausgesetzt und immer wieder repariert worden – und jedesmal ist die Bedeutung der St?tte gewachsen.

2. Sie bieten eine Unterrichtsstunde im Fach Baukunst. Finden Sie zum Beispiel heraus, wie die Statuen geschnitzt wurden. Erfahren Sie, wie die Holzfassade die Statuen wirksam vor dem zerst?rerischen Regenwasser schützen kann. Und erfahren Sie, dass weitere Fassaden aus Angst vermieden wurden, dass sie auf die Statuen stürzen k?nnten. Der überfluss an kleinen L?chern erinnert an die Bedeutung von Baugerüsten.

3. Sie sind ein Zeugnis von Krieg und Frieden. Die Grotten litten an Perioden der Aufmerksamkeit wie auch der Vernachl?ssigung im der Verlauf der dynastischen Ver?nderungen in der Region. Datong, eine Boomtown in 16 Kilometer Entfernung, war einmal die Hauptstadt der N?rdlichen Wei. Doch wechselte sie oft den Besitzer, da sich die St?mme aus dem Norden und dem Süden h?ufig an der Grenze bekriegten. Deswegen auch der Name Datong, der für einen lange w?hrenden Frieden steht.

4. Die H?hlen sind eine Lektion in Sachen Buchhaltung – oder zumindest eine Z?hlstunde. Es gibt insgesamt 45 Kavernen mit 252 H?hlen und 51.000 Buddha-Statuen. Die gr??te ist 17 Meter hoch, die kleine nur gerade zwei Zentimeter. Ein Buddha hat ein Muster mit zahlreichen kleinen Buddhas an seinem ?rmel. Mindestens 1400 Statuen wurden gestohlen und aus dem Land geschafft.

5. Man kann einiges über die darstellenden Künste lernen. Die UNESCO nennt die H?hlen ?ein Meisterstück der frühen buddhistischen H?hlenkunst in China“. Doch es geht nicht nur um China. Ein besonders alter Teil der Grotten beweist einen starken Einfluss von Süd- und Zentralasien. Einige Experten behaupten sogar, dass es eine ?hnlichkeit mit westlichen Statuen gibt und dass einige von ihnen typische europ?ische Gesichter haben. Doch es steht au?er Frage, dass die sp?teren Künstler mehr die Kultur des Ortes zu berücksichtigen begannen.

6. Sie sind eine Vermischung von Religion und Politik. Die riesigen Statuen sehen für viele Besucher zwar alle sehr ?hnlich aus. Doch bei n?herem Hinschauen, sieht man, dass jede von ihnen einzigartig ist. Es wird vermutet, dass die Statuen auf der westlichen Seite für die fünf Kaiser der n?rdlichen Wie-Dynastie stehen.

7. Sie sind ein Test über das musikalische Wissen der Besucher. Auf den Skulpturen gibt es zahlreiche Instrumente. Die Besucher k?nnen versuchen, deren Namen und Ursprünge zu erraten.

8. Sie sind eine inspirierende Choreographie. Der Reichtum an menschlichen Bewegungen, die vom Sitzen bis zum Fliegen reichen, ist eine Goldmine für jeden, der den Anmut und die Fantasie der Buddha-Statuen wiedererschaffen will.

9. Sie sind eine Quelle der Inspiration für alle Kostümdesigner. Die Kleider und die Sch?le haben endlose Falten und auch die Ornamente verm?gen zu faszinieren.

10. Die Grotten ersetzen den Gang in ein Fitness-Studio. Die H?hlen erstrecken sich n?mlich über eine L?nge von einem Kilometer und es gibt zahlreiche Treppen. Allerdings hat es auch B?nkchen, um sich auszuruhen.