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28. 11. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Dass es ein Handelsungleichgewicht zwischen China und den USA gibt, ist nicht zu leugnen. Die Hauptgründe hierfür sind allerdings nicht in der Wechselkurspolitik zu suchen; vielmehr in der Finanzpolitik, den Konsum- und Spargewohnheiten der US-Bürger, in den unterschiedlichen makro?konomischen Wirtschaftsstrukturen auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen beider L?nder und der Beschr?nkung des Exports amerikanischer High-Tech-Produkte nach China. Dass es vor allem die Unterbewertung des Yuan ist, die die Konkurrenzkraft chinesischer Produkte auf dem Weltmarkt steigern soll, ist nur ein Trugschluss. Chinas Produkte sind aufgrund anderer Faktoren wie etwa den niedrigen Lohn- und Arbeitskosten vergleichsweise billig. Dem stimmt auch Joseph E. Stiglitz, Nobelpreistr?ger für Wirtschaftswissenschaften zu. Er erkl?rte, dass die Regulierung des Wechselkurses, besonders die Regulierung des Wechselkurses der USA und Chinas, nicht ma?geblich dazu beitragen würde, das Defizit der USA im bilateralen Handel zu überwinden. Wenn die USA ihre Textilien nicht aus China importierten, dann t?ten sie es stattdessen aus Bangladesh oder Pakistan, so Stiglitz. Deshalb k?nne eine Aufwertung des Yuan weder die Stellung der USA im Welthandel beeinflussen, noch die Besch?ftigungssituation in den USA verbessern.
Es l?sst sich ebenfalls nicht leugnen, dass die Fertigungsindustrie der USA nicht durch die Aufwertung des Yuan gerettet werden kann, im Gegenteil: Eine RMB-Aufwertung würde die Besch?ftigung in anderen Bereichen negativ beeintr?chtigen. Eine Aufwertung des Yuan würde bedeuten, dass China in gro?em Ma?stab Verm?gen aus den USA erwerben würde. Durch eine Reduzierung gro?er Summen von chinesischem Kapital gerieten die USA unter den Druck, ihre Zinss?tze zu erh?hen, gleichzeitig würde sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt versch?rfen. Auch Daniel Griswold, Leiter des Cato-Forschungszentrums für Handelspolitik, sieht in einem aufgewerteten Yuan kein Heilmittel für Wirtschaft und Fertigungsindustrie der USA. Die US-Strategie, die chinesische Regierung durch Strafz?lle für chinesische Produkte zur Aufwertung ihrer W?hrung zu zwingen, bewertet der ?konom als gro?en Fehler: Dies würde letztlich zu steigenden Warenpreisen in den USA führen, die die US-Verbraucher stark belasten und die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft im Ganzen ma?geblich beeinflussen würden, so Griswold. Die USA sollten nicht stur Kritik an China üben, sondern stattdessen eigeninitiativ die Wirtschaftsstruktur ihres Landes regulieren, ihre Finanzdefizite sowie die ?ffentlichen Schulden reduzieren und gleichzeitig die Sparrate erh?hen. Auch müssten die US-Bürger ihre Konsumgewohnheit ?ndern, um ihre gravierend aus dem Gleichgewicht geratende Wirtschaftslage zu korrigieren, so der Experte.
Zuverl?ssige Reform des RMB-Wechselkurses
Da der Wechselkurs des Yuan die ?ffnung und die wirtschaftliche Entwicklung Chinas betrifft, nimmt die chinesische Regierung eine überlegte Haltung zur Aufwertung des Yuan ein. Es ist allgemein bekannt, dass die schnelle Aufwertung einer Landesw?hrung gro?e Nachteile mit sich bringt: Eine überhastete Aufwertung des Yuan würde zum Schrumpfen des chinesischen Exports führen, was die chinesische Wirtschaft schwerwiegend beeintr?chtigen würde. Deshalb bedarf es einer besonnenen Aufwertungspolitik: Durch eine langsame Aufwertung des Yuan kann das Gleichgewicht der chinesischen Wirtschaft stabil wiederhergestellt werden. In einem solchen Prozess kann die chinesische Fertigungsindustrie neue ausl?ndische Kunden gewinnen und den Verlust bisheriger ausl?ndischer Kunden kompensieren. Au?erdem kann auf diese Weise die Arbeitslosenquote in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden. Legt der Yuan jedoch zu schnell an Wert zu, ger?t die chinesische Wirtschaft aus dem Gleichgewicht. Die Exportunternehmen würden vor die Alternative gestellt, entweder Bankrott anzumelden oder sich in andere L?nder zu verlagern. Das würde bedeuten, dass viele chinesische Arbeitnehmer ihre Stelle verl?ren, das Einkommen chinesischer Familien abnehme und das Konsumniveau sinke. Chinas Ministerpr?sident Wen Jiabao lehnte eine überhastete Aufwertung des Yuan entschieden ab, weil sie die Arbeitslosigkeit massiv erh?hen würde und die gesellschaftliche Stabilit?t gef?hrde. Zhou Xiaochuan, Direktor der chinesischen Zentralbank, erkl?rte, dass die Reform der chinesischen Wechselkursmechanismen schrittweise erfolge und das Tempo der Reform von der internationalen Zahlungsbilanz Chinas abh?nge. Die Aufwertung des Yuan werde ordnungsgem?? und schrittweise vorgenommen. Bei der Reform seiner W?hrung gebe China selbst den Ton an.
Die Prinzipien für die zukünftige Reform des Wechselkurses lauten: Initiativ, progressiv und kontrollierbar. Beim weiteren Vorantreiben der Reform des Wechselkurses muss sich China am natürlichen Lauf der Dinge orientieren, Vorteile anstreben und Nachteile vermeiden, um so negative Einflüsse zu minimieren. Erstens muss die chinesische Regierung gew?hrleisten, dass Wechselkursschwankungen in kontrollierbarem Umfang gehalten werden, um auch das so genannte überschie?en des nominellen Wechselkurses zu vermeiden. Zweitens muss das Zepter der Reform in den H?nden der chinesischen Regierung bleiben. Es muss auf einen geordneten, floatenden Wechselkurs gesetzt werden, der der grundlegenden Lage der chinesischen Wirtschaft und den makro?konomischen Bedürfnissen entspricht. Drittens müssen progressive Methoden zur Verwaltung und Steuerung des Wechselkurses des Yuan angewendet werden, damit Unternehmen angemessene Zeit haben, Strukturanpassungen vorzunehmen, die Unternehmen die Einflüsse des floatenden Wechselkurses schrittweise reduzieren k?nnen, Industriezweige geordnet angesiedelt werden k?nnen und ihr Niveau gehoben werden kann. Ziel muss es sein, dass chinesische Unternehmen ihre generelle Konkurrenzf?higkeit auf dem Weltmarkt behalten und sie gleichzeitig angeleitet werden, mehr Arbeitskr?fte einzustellen oder sich auf andere Dienstleistungsbereiche umzustellen. Viertens sollen Aufsicht und Management von kurzfristigem Investitionskapital verst?rkt werden, um zu verhüten, dass Spekulationskapital in gro?em Umfang nach China str?mt. Ansonsten w?ren fatale Auswirkungen auf das chinesische Finanzsystem unausweichlich.
Seit Beginn der Reform des Wechselkurses des Yuan vor sechs Jahren hat sich China an den Prinzipien ?initiativ, progressiv und kontrollierbar" orientiert. Die Reform wurde nach dem natürlichen Lauf der Dinge vorangetrieben, was im Allgemeinen einen aktiverenden Einfluss auf die chinesische Realwirtschaft ausgeübt, günstige Bedingungen für die makro?konomische Steuerung geschaffen, eine bedeutende Rolle bei der Ver?nderung der inl?ndischen und internationalen Lage gespielt, sowie die erwarteten Erfolge gezeitigt hat.
Kurzum: China hat die Finanzrisiken, die aus der Aufwertung des Wechselkurses des Yuan resultieren k?nnten, voll berücksichtigt, die Lehren aus der unheilvollen Aufwertung des japanischen Yen gezogen und aktive und vernünftige Gegenma?nahmen ergriffen. Der Wechselkurs bildet den Kern der Geldpolitik eines Landes. Die Aufwertung der eigenen W?hrung darf deshalb nicht von anderen L?ndern bestimmt werden. Obwohl die chinesische Wirtschaft vor gro?en Herausforderungen wie einer Strukturver?nderung, der Steigerung der inl?ndischen Nachfrage und der Reduzierung der Abh?ngigkeit von Exporten steht, muss die Wechselkurspolitik des Yuan sorgf?ltig vor dem Hintergrund des Abw?gens langfristiger Entwicklungserfordernisse der chinesischen Wirtschaft beschlossen werden. Andernfalls müssen wir mit schwerwiegenden Folgen rechnen, nicht nur für die chinesische Wirtschaft, sondern für die gesamte Weltwirtschaft.
Zhang Maorong ist Au?erordentlicher Forschungsrat des Instituts für Weltwirtschaft bei der Forschungsakademie für gegenw?rtige internationale Beziehungen.
Quelle: Beijing Rundschau
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