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05. 12. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Das erste Familienlokal in China

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 Das Familienlokal im Jahr 1980  

Im Beijinger Stadtzentrum gibt es eine schmale gewundene Gasse namens Cuihua. Vor 28 Jahren war diese Gasse wegen eines Familienlokals und seiner Besitzerin Liu Guixian sehr bekannt. Ihr Lokal ist n?mlich das erste Familienlokal in der VR China überhaupt.

1980 führte die Familie von Liu Guixian ein eher einfaches Leben.

"Unser Einkommen reichte damals fast nicht zur Versorgung aller Kinder aus. Das Leben war hart. Ich arbeitete damals als K?chin, ich kann gut kochen. So dachte ich: warum nicht mein eigenes Lokal er?ffnen? Es schadet ja nichts. Also kündigte ich."

Liu Guixian sagt, sie habe einfach ein bisschen Geld verdienen wollen, um die Familie finanziell zu entlasten. Zum anderen dachte sie, dass zwei Kinder von ihr, die damals arbeitslos waren, in einem eigenen Lokal etwas lernen k?nnten, um sp?ter einen guten Job zu finden.

Sie ging zun?chst zum Industrie- und Handelsamt des Bezirks Dongcheng, um dort einen Gewerbeschein zu beantragen. Aber niemand wagte es, ihr so einen Gewerbeschein auszustellen. Denn damals gab es in ganz Beijing noch kein Privatlokal. Alle Lokale waren vom Staat betrieben.

über einen Monat ging Liu Guixian jeden Tag in das Industrie- und Handelsamt und bat um ihren Gewerbeschein. Die Verantwortlichen waren von ihrem Mut sehr berührt.

"Die Mitarbeiter im Industrie- und Handelsamt sagten: Sie brauchen nicht mehr jeden Tag zu uns kommen. Wir haben schon diskutiert. Ausnahmsweise k?nnen Sie das Lokal vorerst einmal er?ffnen. Wenn dann niemand dagegen ist, k?nnen Sie bei uns einen Gewerbeschein erhalten. "

Die "Sondergenehmigung" war aber nur der erste Schritt. Um ein Lokal zu er?ffnen, fehlte Liu Guixian noch das entsprechende Startgeld. So war sie beispielsweise finanziell nicht in der Lage, E?tische und Stühle zu besorgen. Also ging sie erneut zum Industrie- und Handelsamt und bat um Hilfe.

"Ein Beamter namens Suo sagte mir: 'Ich begleite dich zur Bank'. Dort unterschrieb er eine Bürgschaft. Ich bekam also von der Bank einen Kredit in H?he von 500 Yuan (57,5 Euro). Zum ersten Mal im Leben erhielt ich einen Bankkredit! Das bereitete mir wirklich etwas Sorgen."

Mit diesem Geld kaufte Liu Guixian einen gro?en Ofen, vier gebrauchte Tische und mehr als zehn kleine Stühle, um den Speiseraum auszustatten. Sie besorgte sich zudem einen Kühlschrank aus zweiter Hand. Kurz vor der Er?ffnung des Lokals hatte sie allerdings nur noch 36 Yuan übrig, um Speisen und Zutaten zu kaufen. Da die meisten Lebensmittel in chinesischen St?dten damals zugeteilt und nur mit einem Coupon erh?ltlich waren, blieb der Lokalbesitzerin nur die Wahl, vier Enten nach Hause zu tragen.

Am 30. September 1980 wurde schlie?lich das Yuebin-Lokal von Liu Guixian er?ffnet. Beim Krachen der Feuerwerksk?rper stand bereits eine lange Warteschlange vor der Tür. Innerhalb von wenigen Stunden verdiente Liu Guixian mit den Gerichten, die sie mit den vier Enten zubereitet hatte, genug Geld, um damit wiederum sieben Enten zu kaufen.

"Es kamen also über 100 G?ste, trotz Regens. Alle brachten einfach ihre Regenschirme mit. Eigentlich wollte ich nur mal schauen, ob wirklich G?ste k?men. Mit dem Knallen des Feuerwerks wussten sofort alle, dass ein privates Lokal in der Gegend er?ffnet wurde. So kamen viele G?ste zu uns."

 

  ?Liu Guixian

Drei Monate sp?ter tauchten in Beijing M?rkte auf, auf denen man mit Agrarprodukten frei handeln konnte. So wurde auch für Liu Guixian das Problem der Versorgung mit Nahrungsmitteln gel?st. Das Yuebin-Lokal wurde immer popul?rer. In der Cuihua-Gasse herrschte damals immer viel Betrieb. Unter den G?sten, die im vollen Speiseraum sa?en, gab es auch einige Gesichter aus fremden L?ndern. G?ste aus den USA malten sogar einen Stadtplan für das Yuebin-Lokal. Darauf war geschrieben, "Wer nicht bei Yuebin war, ist kein richtiger Mann". Ein ?hnlicher Satz wurde früher nur für die Gro?e Mauer verwendet. Die US-Botschaft verschickte den Stadtplan sogar an andere ausl?ndische Botschaften. Der Name des Lokals wurde so im Botschaftsviertel schnell bekannt. Sp?ter bestellten ausl?ndische Botschaften oft Essen bei Yuebin.

"Alle mussten zun?chst das Essen vorher bestellen. Erst über zwei Monate sp?ter konnte man endlich einen Platz bei uns bekommen, da unser Lokal nicht viel Platz geboten hat. Aber selbst unter diesen Umst?nden kamen G?ste."

Das Lokal lief also wirklich gut. Doch Liu Guixian war beunruhigt über Gerüchte, dass sie irgendwann inhaftiert werden k?nnte. Sie war für die damalige Zeit zu oft mit Ausl?ndern zusammen. Sogar die Schulfreunde ihrer Kinder kamen nicht mehr zu ihnen nach Hause zu Besuch. Doch just in dieser Zeit besuchten zwei ganz besondere G?ste die Familie - die damalige stellvertretende Ministerpr?sidentin Chen Muhua und der stellvertretende Ministerpr?sident Yao Yilin! Es war w?hrend des Frühlingsfestes 1981, als die beiden führenden Politiker in ihr Lokal kamen.

"Sie fragten sehr ausführlich, wie ich ausl?ndische G?ste empfing und was sie gerne a?en. Chen Muhua ging direkt zu meinem kleinen Kühlschrank, ?ffnete ihn und sagte, "Alles bei dir hier ist sauber. Du kannst mehr kalte Gerichte zubereiten. Mit kalten Gerichten verdient man ja mehr!"

Liu Guixian sagt, der Besuch der beiden stellvertretenden Ministerpr?sidenten sei die gr??te Freude ihres Lebens gewesen. Denn dies habe sie unheimlich ermutigt.

Ihr fiel damit endlich regelrecht ein Stein vom Herzen. Liu Guixian war entschlossen, ihr Lokal weiterzuführen. Zwei Jahre sp?ter erlaubte schlie?lich die Regierung privaten Einzelbetrieben, ein bis zwei Angestellte zu haben. Liu Guixian konnte somit mehr Mitarbeiter besch?ftigen. Mit dem Yuebin-Lokal sind für Liu und ihre Familie endlich gute Zeiten eingetreten.

Das Familienlokal von heute

Liu Guixian und ihr Mann haben sich in einem Vorort einen ebenerdigen viereckigen Wohnhof mit einer Fl?che von über 600 Quadratmetern gekauft. Im Herbst sitzen sie nun gern unter dem Kakipflaumenbaum im Hof, trinken Tee und lauschen den Elstern. Doch das Yuebin-Lokal ist noch immer ein fester Bestandteil in ihrem Leben.

"Das Glück ist, dass man das machen kann, was man will. Ich denke immer noch an mein Lokal. Deswegen h?re ich trotz meines Alters von bereits über 70 Jahren noch nicht auf. Jedes Mal, wenn ich daran denke, wie schwer es damals für mich war, das Lokal zu er?ffnen, wie ich geweint und durchgehalten habe, sage ich mir, ich werde hier weiter durchhalten, bis ich es eben nicht mehr kann."

Das bekannte Lokal ist auch heute noch nicht sehr gro?. Am Türeingang h?ngen ein paar rote Lampions. In dem über 20 Quadratmeter gro?en Speiseraum stehen mehr als zehn einfache Holztische mit Stühlen. Auf dem Türschild steht jedoch etwas ganz Besonderes: "Erstes Familienlokal Chinas".

G?ste bemerken oft, dass eine alte Dame mit Brille im Lokal sitzt und den Mitarbeitern Arbeitshinweise gibt. Manchmal plaudert sie auch mit den Stammkunden. Diese Dame ist Liu Guixian, die in diesem Jahr 76 alt geworden ist!

Quelle: CRI

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